Von
Wanderfischen wie Lachs, Aal, Flussneunauge und Meerforelle
Das Verschwinden der Wanderfische
Rückkehr der Wanderfische - ein erster Versuch
Zweiter Versuch - das Wanderfischprogramm im Thüringer
Landtag
Die Zukunft: Frühstück mit Werra-Lachs
Von
Wanderfischen wie Lachs, Aal, Flussneunauge und Meerforelle
Es ist Herbst, wieder
mal die Zeit des Wanderns. Der Fluss brodelt. Als wären magische Kräfte
am Werk, ziehen unzählige Lachse dicht an dicht die Flüsse hinauf.
Sie kommen vom Meer, und folgen dem Fluss zu ihren Laichgründen; dorthin,
wo sie selbst einst aufgewachsen sind. Vier bis sieben Jahre sind seitdem
vergangen. Durch das immer schmaler werdende Gewässer führt ihr
Weg. Seit Beginn der Reise haben die Tiere nichts gefressen. Erst im klaren
Gebirgswasser mit flach überströmten Kieselsteinen sind sie am Ziel.
Hier laichen die Weibchen, und die Männchen befruchten die im Wasser
liegenden Eier. Dann ist es Zeit zu sterben.
Jahr für Jahr wanderten auch in der Werra unzählige Junglachse flussabwärts
ins Meer und erwachsene Lachse wieder hinauf.
Das Verschwinden der Wanderfische
"Die Zeiten in denen es sich die Dienstboten gefallen lassen mussten, die Woche zwei- bis dreimal Lachs zu essen, sind längst vorüber..." (REGEL 1894: Thüringen, ein geographisches Handbuch.)
Wie überall in Mitteleuropa ist auch an der Werra nur noch wenig vom einstigen Leben in und an den Flüssen geblieben. Mit zunehmender Verbauung und Verschmutzung der Flüsse verschwand ihr Fischreichtum.
Für Wanderfische
- wie den Lachs - war die Zerstörung der Durchgängigkeit des Flusses
durch Stau- und Wehranlagen besonders folgenschwer. Immer weniger Lachse konnten
die Laichplätze im Oberlauf erreichen. Der einstige Lachsreichtum der
Werra war schon im 18. Jahrhundert zurückgegangen. Mitte des 19. Jahrhunderts
starb der Lachs in Thüringen aus.
Rückkehr der Wanderfische - ein erster
Versuch
Ende des 19. Jahrhunderts
versuchte der Thüringer Fischereiverein durch Aussetzen von Jungfischen
den inzwischen ausgestorbenen Lachs in Werra und Saale wieder anzusiedeln.
Aber schon damals war klar, dass dafür die Fließgewässer wieder
durchgängig werden müssen.
Das "Circular des Thüringer Fischereivereins" war 1882
sehr optimistisch, dass "das Haupthindernis für das Aufsteigen von
Wanderfischen ... durch den Umbau der großen Wehre ... schon in der
nächsten Zeit faktisch beseitigt sein werde."
Doch zum geplanten
Umbau aller Wehre ist es nie gekommen. Im Gegenteil: Im 20. Jahrhundert wurden
weitere Wehre errichtet und ältere Anlagen weiter ausgebaut. Mit der
zunehmenden Versalzung der Werra wurden die Laichplätze im Oberlauf endgültig
für Wanderfische unerreichbar. Ungeklärte Abwässer aus Industrie
und Haushalten machten über weite Strecken jegliches Leben im Fluss unmöglich
- Lachse und andere Wanderfische blieben verschwunden.
Zweiter Versuch - das Wanderfischprogramm
im Thüringer Landtag
Im Juni 2000 hat der Thüringer
Landtag über ein Wanderfischprogramm diskutiert. Hintergrund sind die
erfolgreichen Wiedereinbürgerungen des Lachses an Rhein und Elbe. Nach
dem Willen der Parlamentarier sollen Lachs & Co. auch in der Werra wieder
heimisch werden. Über die Strategien wird zur Zeit noch diskutiert. Adrian
Johst, Mitbegründer des Projekts "Lebendige Werra" weist darauf
hin, dass der Bau von Fischtreppen allein das Problem nicht löst. Die
Gewässer müssen für alle wandernden Organismen - wie zum Beispiel
Eintags- und Steinfliegen - durchgängig gestaltet werden. Nur wenn das
ökologische Gleichgewicht insgesamt stimmig ist, wird sich der Lachs
auch in der Werra wieder ansiedeln.
Die Zukunft: Frühstück mit Werra-Lachs
An der Elbe hat die Zukunft bereits begonnen. Im Herbst 1998, nur zwei Jahre nach dem Start der Initiative "Lebendige Elbe" wurden die ersten laichenden Lachse seit 50 Jahren in einem Bach im Elbsandsteingebirge beobachtet. Einige Jahre zuvor hatte man dort Lachsbrut ausgesetzt. Die Wanderung der Lachse ins Meer und zurück konnte gelingen, weil der Lauf der Elbe von der Mündung bis zur Sächsischen Schweiz frei von unüberwindlichen Stauanlagen ist.
Aber es geht um mehr als nur den Lachs. Die Ansprüche der Wanderfische an ihre Laichgründe sind hoch - wo sie laichen, kann eine Vielzahl anderer Lebewesen überleben. Damit auch in der Werra die Wiederbesiedlung durch längst ausgestorbene Wanderfische wie Flussneunauge, Meerforelle oder Lachs möglich wird, ist es notwendig:
Die Rückkehr der Wanderfische in die Werra ist keine weltfremde Illusion - sie kann bald Realität werden. Träumen Sie mit: Von einem Frühstück mit Werra-Lachs! Das Team der Initiative Lebendige Werra arbeitet daran.
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