26.10.2003
Pressemitteilung des Naturschutzbeirates des Wartburgkreises vom 26.10.2003

(Bezugnehmend auf die Presseartikel Freies Wort v. 15.10.2003, „Der Wachtelkönig und die Jungfer“, StZ v. 15.10.2003 „Vogelschutz wurmt Planungsgemeinschaft“, StZ und Freies Wort (Lokales) 22.10.2003 „Ständige Verzögerung nicht hinnehmen“, StZ und Freies Wort v. 23.10.2003 (Lokales) „Zukunftsaussichten: Engagement ist gefragt“, „Es bleiben mehr Fragen als Antworten“.)

Der Naturschutzbeirat des Wartburgkreises mit seinen berufenen Vertretern der anerkannten Naturschutzverbände (NABU, AHO, BUND, Thür. Landesjagdverband) und auch der Land- und Forstwirtschaft wendet sich gegen die Darstellungen zur Ausweisung von Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (FFH) in der Öffentlichkeit. Es ist bedauerlich, wenn sich Politiker, Mitglieder der Regionale Planungsgemeinschaft Südwestthüringen oder der Entwicklungsgesellschaft Südwestthüringen - bewusst oder unbewusst, mit oder ohne entsprechende Kenntnis der wirklichen Situation – zu teilweise populistischen Äußerungen hinreißen lassen, die für die Mitarbeiter in den Naturschutzbehörden, genauso aber auch für die im Naturschutz ehrenamtlich tätigen Menschen so nicht hinnehmbar sind.
Es kann nicht sein, dass die ehrenamtliche und ausschließlich im Interesse des Gemeinwohls geleistete Arbeit in Vereinen, Naturschutzgruppen, Verbänden und damit auch in den Naturschutzbeiräten der Landkreise auf diese Art und Weise verunglimpft wird. Die gemachten Äußerungen stehen teilweise im eklatanten Widerspruch zu den Aussagen von Minister Dr. V. Sklenar in der Regierungserklärung vom 8.6.2000 im Thüringer Landtag: „Es ist uns aufgegeben, die uns anvertraute Schöpfung in eigener Verantwortung für uns und die nachfolgenden Generationen zu schützen und zu wahren. Wir haben dies zu tun, weil sie unsere Lebensgrundlage ist. Und wir haben dies zu tun, weil wir Teil der Schöpfung sind, Teil dieser Erde, wie Pflanze und Tier, Wasser, Boden, Luft.
Das ethische Prinzip „Verantwortung“ leitet unser Handeln: nicht Raubbau zu treiben und zu zerstören, sondern zu schützen, zu erhalten und zu entwickeln. Das entspricht unserem umweltpolitischen Leitbild.“ Genau dieser, politisch bewusst gewollten Verantwortung entspricht auch die Meldung und Ausweisung der FFH-Gebiete in allen Mitgliedstaaten der EU. Diese sind gerade nicht – wie immer wiederbehauptet – gegen uns Menschen gerichtet, sondern dienen einzig und allein der Erhaltung unserer eigenen Lebensgrundlage und insbesondere der unserer Kinder und Enkel, also der nachfolgenden Generationen.
Die Europäische Kommission hat deshalb mehrfach erklärt, Fördermittel in Zukunft stärker gerade auf solche Gebiete zu konzentrieren. Schon jetzt erhalten Landwirtschaftsbetriebe in Thüringen für die Bewirtschaftung von Dauergrünland in gemeldeten FFH-Gebieten 50 € pro Hektar und Jahr. Damit wird genau der Zielstellung, einer Verschlechterung der ökologischen Situation in solchen Gebieten zu begegnen, entsprochen. In vielen FFH-Gebieten sorgen bereits jetzt Land- und Forstwirtschaft für eine nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung. Nur eine gepflegte und artenreiche Landschaft, wie wir sie in Südthüringen glücklicherweise noch haben, dürfte auch in Zukunft eine der wesentlichen Grundlagen des Tourismus sein.

Der Naturschutzbeirat des Wartburgkreises fordert alle politisch Verantwortlichen auf, zu einer ausschließlich sachbezogenen und von Polemik freien Diskussion zurückzukehren. Dazu gehört vor allem eine umfassende und korrekte Information der Bevölkerung durch die zuständigen Behörden Südthüringens und des Freistaates Thüringen. Der Naturschutzbeirat des Wartburgkreises ist bereit, z.B. als Teilnehmer im Rahmen eines runden Tisches seinen fachkompetenten Beitrag zu leisten!

Naturschutzbeirat Wartburgkreis

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News Oktober 2003