Fachforum "Erheblich veränderte Gewässer – Was ist das?"

26.10.06

Erfurt. Der Workshop „Erheblich veränderte Gewässer – Was ist das?“ wurde am 26.10. 2005 in Erfurt durchgeführt. Grundanliegen war es, über Ziele und Aspekte der WRRL sowie den aktuellen Arbeitsstand zu informieren und für ein positives Engagement bei deren Umsetzung zu werben. Vertretern aus Verbänden und Interessierten wurde Fachkompetenz für die Begleitung der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) vermittelt. Dabei wurde bei der Veranstaltung in Erfurt ein Schwerpunkt auf den Sonderstatus der erheblich veränderten Gewässer (HMWB) in der Wasserrahmenrichtlinie gelegt.
Gemäß WRRL können erheblich veränderte Gewässer für solche Wasserkörper ausgewiesen werden, für die aufgrund einer erheblichen morphologischen Veränderung das Ziel des „Guten Gewässerzustands“ bis zum Jahr 2015 nicht erreicht werden kann. Stattdessen ist ein „Gutes ökologisches Potenzial“ zu erreichen. Diese Varianten der Einstufung und die unterschiedlichen Zielvorgaben wurden im Einführungsvortrag von Herrn Gunkel (BUND Thüringen) erläutert. Ausserdem wurde das Ergebnis der Thüringer Bestandsaufnahme im Kontext der bundesweiten Ergebnisse betrachtet. Der relativ hohe Anteil an Gewässern, bei denen von einer Zielverfehlung ausgegangen werden muss (ca. 2/3 aller Gewässer), ist leider bundesweiter Durchschnitt. Die relativ großräumige Einteilung von Wasserkörpern könne zu Verschiebungen in der Einstufung von Gewässern führen, hieß es im Vortrag.
Im Anschluß wurde der Vortrag von Herrn Diening (TMLNU) vorgezogen. Er referierte über die Herangehensweise der Ausweisung von Wasserkörpern und erheblich veränderten Gewässern im Freistaat Thüringen. Dabei wurde die pragmatische Herangehensweise in Thüringen erläutert. Im Ergebnis der weiteren Untersuchungen ist eine Veränderung von Wasserkörpergrenzen und Einstufungen als HMWB nicht ausgeschlossen, hieß es.
Für den Vergleich mit anderen Bundesländern konnte der HMWB-Experte des BUND, Herr Nagl, aus Deggendorf (Bayern) gewonnen werden. In seinem Vortrag legte er die Herangehensweise der bayerischen Behörden dar und verwies auf Beispiele von der Donau, von Inn und Isar. Dabei wurde die Einstufungspraxis und die nicht optimale Öffentlichkeitsbeteiligung ausdrücklich kritisiert.
Im Anschluß an die Vorträge wurde an einem Beispiel aus Südthüringen anhand des Werra-Zuflusses Hasel bei Suhl die Einstufung als „HMWB“ aufgezeigt und im Detail anhand von Karten und Fotos erläutert und diskutiert. Besonders hilfreich waren hierfür die Ergebnisse der detaillierten morphologischen Bestandsaufnahme im Einzugsgebiet des Werra-Zuflusses Hasel.
Die Teilnehmer beteiligten sich mit unterschiedlichem Kenntnisstand aktiv an der Diskussion, so dass die Veranstaltung länger dauerte, als ursprünglich vorgesehen. Anhand von Beispielen aus Thüringen und Bayern konnte die Herangehensweise bei der Ausweisung von HMWB illustriert werden. Besonders hilfreich hierfür war es, dass der für die Umsetzung der WRRL zuständige Mitarbeiter des Thüriger Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt (TMLNU), Herr Diening, aktuell über die Bestandsaufnahme und die Einstufung von HMWB in Thüringen berichten konnte.
Stephan Gunkel

Das Programm des Workshops (46 kB)

Bericht als pdf (611 kB)

Karte der Thüringer HMWB, Stand 2005 (pdf, 364 kB)


Für Rückfragen:
Stephan Gunkel, BUND Thüringen, Tel. 0361-5550314

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News Oktober 2005