Keine erneute Belastung der Werra
Grüne protestieren gegen geplante Salzlaugenentsorgung aus Hessen in die Thüringer Werra

Erfurt, 7. April 2006

Nachdem sich die Werra innerhalb der letzten 15 Jahre von der Einleitung von ökologisch stark belastenden Industrieabwässern und Salzlaugen zu DDR-Zeiten erholt hat, sollen nun erneut Salzlaugen in den Fluss eingebracht werden. Dies geht aus Plänen der „Kali + Salz AG“ hervor. Demnach sollen vom Kaliwerk Neuhof bei Fulda (Hessen) durch eine über 63 km lange Rohrleitung jährlich 500 000 Kubikmeter salzhaltige Lauge in die Ulster geleitet werden. Diese fließt direkt an der Landesgrenze zu Thüringen in die Werra, womit auch die Folgen die Werraanlieger zu tragen hätten. Dieser Schadstoffexport sei notwendig, da laut Werksleiter Friedrich eine Einleitung in die vor Ort fließende Fulda oder in den Main „in Hessen politisch nicht durchsetzbar“ sei. Der umweltpolitische Sprecher des Landesverbandes von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Stefan Schweßinger kritisiert daher aufs Schärfste, dass die „Kali + Salz AG“ die thüringische Werra als Abwasserkanal zur Entsorgung ihrer Industrieabwässer betrachtet. Gerechtfertigt wird diese Einleitung auf Grund eines 50 Jahre alten Grenzwertes von 2 500 mg Salz pro Liter Wasser, der angeblich bei hoher Wasserführung nicht ausgeschöpft wird. Dazu Schweßinger: „Dieser Grenzwert entspricht längst nicht mehr dem Stand moderner Umweltgesetzgebung und der europäischen Wasserrichtlinie. Uns ist für ganz Europa kein höherer Grenzwert bekannt. Aus unserer Sicht muss hier die Entsorgung nach dem Verursacherprinzip gelten. Daher halten wir diesen länderübergreifenden Schadstoffexport für einen umweltpolitischen Skandal und fordern die Thüringische Landesregierung sowie die zuständigen Behörden im Wartburgkreis auf, diese Planungen zu stoppen.“ Aber auch die Hessische Landesregierung ist aufgerufen, zu reagieren. Denn die Baugenehmigungen müssen in Hessen erfolgen, da die Lauge kurz vor der Grenzüberschreitung in die Ulster fließt. „Eine Abwehr des Projekts erscheint uns möglich, da mit der Umweltverträglichkeitsprüfung und dem Planfeststellungsverfahren erst in diesem Jahr begonnen wird. Zumal die Baukosten der Rohrleitung und eines dritten Stapelbeckens bei Unterbreizbach, die sich auf ca. 30 Mio Euro belaufen, auch aus ökonomischer Sicht nicht zu verantworten sind,“ so Schweßinger.

Das untere Werratal hat sich nur mühsam von den ökologischen Schädigungen erholt und ist durch ein gut ausgebautes Wander-, Radwander- und Wasserwandernetz zu einem weithin bekannten touristischen Anziehungspunkt geworden. Daher fordern BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN alle betroffenen Anliegerkommunen sowie die vor Ort ansässigen Vereine und Institutionen auf, sich gegen diesen Schadstoffexport zu wehren, um weiterhin der Kulturlandschaft Werratal eine nachhaltige Entwicklung, insbesondere unter dem Blickwinkel des Naturschutzes, zu ermöglichen.

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News April 2006