Kein Damm durch die Werraaue
Thüringer Naturschutzverbände bezogen Stellung zur B62 Werraquerung

15.06.2006

Vor wenigen Tagen reichten die Thüringer Naturschutzverbände, wie zum Beispiel NABU, BUND, Grüne Liga, Arbeitskreis Heimische Orchideen (AHO) ihre schriftliche Stellungnahmen zum Bauvorhaben „B62 Werraquerung“ bei der Planfeststellungsbehörde in Weimar ein. Sie wurden als „Träger öffentlicher Belange“ am Verfahren beteiligt.

Die oben genannten Umweltverbände wenden sich darin einstimmig gegen die derzeitige Vorzugsvariante der Trasse, die als nahezu durchgehendes Dammbauwerk mit 10 m Höhe durch die Überschwemmungsaue verlaufen soll und den Werramäander „Neuroth“ sowie das Trockental der Witzelrodaer Schweiz zerschneidet. Sie fordern die Planfeststellungsbehörde in Weimar auf, die vom Straßenbauamt Südwestthüringen eingereichten Planunterlagen zurückzuweisen.

Im Interesse der Anwohner entlang der vorhandenen Bundesstraße 62 hatten die Umweltverbände bereits seit 1991 eine Kompromissvariante unterstützt, die zwischen dem Wirtschafts- und dem Umweltministerium vereinbart wurde. Die Trasse sollte als überspannendes Brückenbauwerk die Werraaue zwischen Naturschutzgebiet im Westen und Kiesgruben im Osten queren. Dieser Kompromiss wurde, sowohl die Ausführung als auch die Trassierung betreffend, einseitig vom Straßenbau zulasten des Naturschutzes aufgekündigt.

Der Landesvorsitzende des NABU Thüringen, Mike Jessat, äußerte sich besorgt: „Bei der B62 Werraquerung handelt es sich nicht um ein kleines Bauvorhaben. Wegen der großen verkehrlichen Bedeutung möchte der Bund investieren. Dabei muss er aber unbedingt die bundesweite naturschutzfachliche Bedeutung des betroffenen Teils der Werraaue berücksichtigen.“ „Das Vorhaben ist jedoch leider ein weiteres Beispiel dafür, wie man nach Planungsprinzipien des 21. Jahrhunderts nicht mehr mit Auenlandschaften umgehen darf.“ Jessat erinnerte in dem Zusammenhang an die Hochwasserkatastrophen der vergangenen Jahre.

„Wenn der Damm erst in die Werraaue geschüttet wurde, ist es zu spät. Künftige Hochwasser der Werra könnten durch den Damm zu einer höheren Gefährdung der anliegenden Kommunen führen. Was jetzt mit der Billiglösung „Damm“ realisiert werden soll, müssen unter Umständen später die dann betroffenen Menschen, die Kommunen und der Landkreis teuer bezahlen. Wenn in diesem Bereich der Werraaue eine Bundesstraße neu gebaut werden soll, dann nur als Brückenbauwerk. In ihrer jetzigen Form darf die Trasse in keinem Fall realisiert werden.“, betonte Jessat. Die bei der vorgesehenen Trassierung ohnehin bestehenden Konflikte mit mehreren europäischen Rechtsnormen (FFH, Vogelschutz, Wasserrahmenrichtlinie) würden durch die Dammausführung noch verschärft.

Ein umweltverträglicher Neubau der B 62 Werraquerung ist aus Sicht der Umweltverbände in diesem ökologisch sensiblen Abschnitt der Werra-Aue nur dann möglich, wenn die Trasse soweit wie möglich aufgeständert wird und eine Linienführung südöstlich der Witzelrodaer Schweiz erhält.

Mit seinem Protest gegen die vorgelegte Planung sind die Thüringer Naturschutzverbände nicht allein: Bereits vor der Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens haben sich auch die Naturschutzbeiräte am Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, am Thüringer Landesverwaltungsamt sowie des Wartburgkreises eindeutig gegen die Vorzugsvariante „Damm“ ausgesprochen.

Interessierte und Betroffene können sich auf der Internetseite des NABU (www.NABU-Thueringen.de) detailliert über das Vorhaben, seine Auswirkungen, dessen Hintergrund und die neuesten Entwicklungen informieren. In Kürze werden diese Informationen dann auch auf der speziellen Internetseite www.werraquerung.de zu finden sein. Der NABU Thüringen bittet um Spenden zur Unterstützung der Arbeit zum Schutz der Werraaue am Erlensee.

Für Rückfragen steht Ihnen Thomas Pohler, Geschäftsführer NABU Landesverband Thüringen zur Verfügung, Telefon: 0 36 41.60 57 04, Mobilfunk 01 63.5 54 85 95, E-Mail: pohler@NABU-Thueringen.de.

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News Juni 2006